Das ABC-Buchstabenposter im Säuglingsalter (Geburt bis 1 Jahr)
Geeignet für den Säugling:
Sobald sich ein Kleinstkind seine Umgebung auch physisch zu erobern beginnt, sobald es nach den ersten Gegenständen greift und sie differenziert zu erkennen beginnt, wird es mit großer Freude das Spiel „Wo ist…?“ „Daaa!“ mit Ihnen spielen. Dafür deuten Sie auf einen Buchstaben des ABC-Poster, der einen Begriff enthält, den das Kind schon kennt, z.B. das B. Dann fragen Sie: „Wo ist die Banane?“ Das Kind sucht und zeigt mit Stolz und Freude auf den gesuchten Begriff und Sie sagen dann, bis es das selbst kann: „Da! Da ist die Banane!“ Kinder erfassen so das Alphabet als Ganzes und haben dabei immer die Buchstabenform vor Augen.
Anwendung für Eltern und Familie:
In dieser Altersstufe zählt vor allem eins: Ihre gefühlsmäßige Bindung und Ansprache des Kindes. Zeigen Sie ihm mit allen Sinnen, dass es in eine schöne und lebenswerte Welt hineingeboren ist, die es sich zu erobern lohnt. Dazu regt das ABC-Buchstabenposter zunächst Ihre eigenen Phantasie an: Sie suchen sich zwei drei Begriffe daraus heraus und singen z.B. eine einfache Melodie, die sich ruhig öfter wiederholen kann: z.B. „Affen angeln eine Ananas“ oder „Bärchens Blumen blühen blau“. Dabei betonen Sie den jeweils gleichen Buchstaben ganz besonders. Dabei laufen Sie mit Ihren Fingern am kleinen Bäuchlein oder Ärmchen des Kindes entlang oder tippen auf die einzelnen Fingerchen. Der Rhythmus, kombiniert mit der Berührung vermittelt erste spielerische Kontakte zur Sprache. Und scheuen Sie sich nicht vor den typischen Kinderlauten wie: babababa oder mamama…der Weg zur Sprache lebt auch von der scheinbar endlosen Wiederholung einzelner Silben.
Lehrer und Erzieher:
Für Erzieher und Erzieherinnen in Kleinstkinder-Tagesstätten gilt für dieses Alter noch dasselbe wie für die Eltern: Es geht darum, „auf das kindliche Verhalten konkret und angemessen (sensibel) zu reagieren (Ainsworth et al., 1978). Diese Interaktion ist durch eine spezifische emotionale Qualität gekennzeichnet (Oerter & Montada, 2008). Als Dimensionen gelten:- die positive emotionale Einstellung und Zuwendung,- die Gegenseitigkeit und Harmonie,- die emotionale Unterstützung und das emotionale Dabeisein sowie- die Stimulation als kognitive und emotionale Anregung. Die kindgerechte Sprechweise gilt als eine Teilkomponente des intuitiven Verhaltens, die eine verhaltensregulierende Funktion ausübt. Sie kann anregend, bestätigend oder besänftigend wirken und ist somit für die Kontaktperson-Kind-Interaktion von wesentlicher Bedeutung.
Psychologie
„Ungefähr mit neun Monaten kann das Kind zwei unterschiedlich schwere Gegenstände unterscheiden und es kann haptische (Tast-) und visuelle Informationen aufeinander beziehen. Schließlich beginnt das Kind mit etwa zehn Monaten, aktiv nach Gegenständen zu suchen. Das bedeutet, dass das Kind Vorstellungen von den Gegenständen der Umwelt entwickelt hat (Objektpermanenz), was wiederum im engen Zusammenhang mit der eigenaktiven motorischen Erkundung des Umfeldes zu stehen scheint. Zum Ende des ersten Lebensjahres hat die Bewegungsentwicklung dann ein solches Niveau erreicht, welches es dem Kind ermöglicht, sich selbst aufzurichten, an Gegenständen hochzuziehen, Gleichgewicht zu halten sowie die ersten Gehversuche zu unternehmen. Das wiederum führt zu einer Erweiterung des Erkundungshorizonts und trägt zur Differenzierung des geistigen Bereichs bei. Diese Entwicklungen im ersten Lebensjahr vollziehen sich in enger sozialer und emotionaler Interaktion mit den Eltern bzw. anderen betreuenden Personen.“
___
Quellennachweis
Für die psychologische Beurteilung nutze ich gern die Ausführungen von Prof. Dr. Helga Joswig, Institut für Pädagogische Psychologie der Universität Rostock. Sie ist approbierte Psychotherapeutin für Kinder- und Jugendliche. Ihre Forschung liegt auf dem Gebiet der Lernmotivation und der Begabungsentwicklung im Kindesalter (s. wörtl. Zitate in „“): Phasen und Stufen in der kindlichen Entwicklung Online Familienhandbuch , abgerufen am 1.10.2015 (inzwischen wurde die Seite neu gestaltet).